Er war einer der ersten CSU-Ortsverbände im Landkreis und bayernweit: Am 20. November 1945 wurde die Christliche Soziale Union Grafenwöhr gegründet. Coronabedingt steht statt einer großen Feier nur ein Streifzug durch die Geschichte an.
Am Ende der zwölfjährigen nationalsozialistischen Willkürherrschaft mit ihren Hinterlassenschaften hatten sich, schreibt der Ortsverband in seinem Rückblick, engagierte Persönlichkeiten der Aufgabe angenommen, eine neue konfessionsübergreifende Partei zu gründen: die CSU.
Als eines der wenigen aus der damaligen Zeit ist das Gründungsprotokoll des Grafenwöhrer Ortsverbandes noch vorhanden. Die Genehmigungsschreiben der amerikanischen Militärregierung liegen ebenfalls noch vor.
Der erste Schriftführer Robert Meiler schreibt im Gründungsprotokoll: „In der Überzeugung, dass alleine gegenseitiges Verstehen, vertrauensvolle Zusammenarbeit und die Achtung vor den Anschauungen anderer eine Rettung aus der Not dieser Tage bringen konnte, haben sich verantwortungsbewusste Frauen und Männer gefunden, die am 20. November 1945 im Cafè Vitus Meiler (dem heutigen indischen Restaurant am Marktplatz) den Ortsverband der Christlich Sozialen Union Grafenwöhr gründeten. 53 Personen waren anwesend, Redner bei der Versammlung waren der von der US-Militärregierung beauftragte Bürgermeister Josef Hagenburger und Bezirksvorsitzender Josef Ficker aus Eschenbach. Zum Ortsobmann wurde Michael Bäumler gewählt.“
Am 16. Dezember 1945 wurde im „Goldenen Löwen“ die erste Aufklärungsversammlung abgehalten. Der Enthusiasmus der Gründungsmitglieder spiegelt sich unter anderen darin wieder, dass der Hauptredner dieser Versammlung, Studienprofessor Dr. Hans Schott, aus Weiden mit dem Fahrrad nach Grafenwöhr kam.
Es folgten weitere Versammlungen sowie die Vorbereitung der ersten, freien und geheimen Gemeindewahl im Jahr 1946. Gewählter erster Bürgermeister in der Stadtratsperiode von März 1946 bis April 1948 war der CSU-Mann Josef Hagenburger.
Mit Neueinschreibungen in Gmünd und in Grafenwöhr wuchs die Mitgliederzahl der jungen CSU noch im Jahr 1946 auf über 100 an. Im Jahr seines 75-jährigen Bestehens zählt der Ortsverband über 200 Mitglieder und ist somit der stärkste im Kreisverband.
„Alter allein ist kein Verdienst, sondern erst dann, wenn die Jahre, auf die wir zurückblicken, Jahre der Arbeit und Leistung, der Verantwortung und des Erfolges waren“, laute einer der Grundsätze der Grafenwöhrer Christsozialen. Garanten für den Erfolg seien in den zurückliegenden 75 Jahren die von der Bevölkerung gewählten Mandatsträger und CSU-Kommunalpolitiker sowie die von den Mitgliedern beauftragten Ortsvorsitzenden und Vorstandsmitglieder gewesen.
Bei den vielfältigen Aufgaben stand sie jedoch nicht alleine, sondern erhielt stets Unterstützung von Kreis, Bezirk, Land und Bund. Nicht zuletzt der Truppenübungsplatz brachte viele prominente Besucher nach Grafenwöhr: Sie reichten vom damaligen Bundesminister und Landesvater Franz Josef Strauß über Norbert Blüm, Bundeskanzler Helmut Kohl, verschiedene Verteidigungsminister bis zu den Ministerpräsidenten Alfons Goppel, Max Streibl und Edmund Stoiber. Als Generalsekretär der CSU feierte der heutige Ministerpräsident Markus Söder 2005 mit der Grafenwöhrern das 60. Gründungsjubiläum.
Vielfältig und umfangreich wie das politische Geschehen waren auch die Themen und Aufgaben, denen sich die Grafenwöhrer CSU in den vergangenen 75 Jahren im Auftrag der Bürger stellte. Von den Aufbauarbeiten nach dem Krieg über Straßen- Kläranlagen- und Kanalisationsbau, die Gebietsreform, die Ausweisung von Bau- und Gewerbegebieten sowie Sanierungsprojekte bis hin zum ständigen Aufgabenbereich „Truppenübungsplatz“ reicht die Palette. Entscheidende Impulse sowie eine maßgebliche Beteiligung habe es laut CSU von ihren Mandatsträgern beim Stadthallen- und Waldbadbau sowie bei der Errichtung des Gründerzentrums und des Sportparks gegeben.
Traditionsreich wie die Partei sind auch viele Veranstaltungen des Ortsverbandes. Bei 48 Josefi-Frühschoppen standen beginnend von Gustl Lang immer Staatssekretäre und -minister am Rednerpult. Zur politischen Arbeit gehören ebenso Aktionen im vorpolitischen Raum.
Auch hier ist Kontinuität angesagt: Kurzreisen, Kulturfahrten, Tagesausflüge, Informationsfahrten, Beteiligung an Bürgerfesten oder dem Adventmarkt, Herbstball, Zoiglkirwa und vieles mehr sind auf dem jährlichen Veranstaltungskalender zu finden, den CSU, Junge Union und Frauen-Union seit 1994 erstellen und kostenlos an alle Haushalte verteilen.