Ein Prosit auf alle Josefs, Seppn und Josefas zum Namenstag und traditionsgemäß rhetorische Kost eines CSU-Granden.
Doch das vorgesehene Zugpferd Marcel Huber, Chef der Staatskanzlei, musste krankheitsbedingt absagen. Als würdigen Vertreter moderierte Bürgermeister Edgar Knobloch CSU-Bundestagsabgeordneten Dr. Reinhard Brandl an und gab dem Mitglied des Verteidigungsausschusses gleich eine Steilvorlage: „Bei den Behördenverlagerungen ist Grafenwöhr leer ausgegangen. Jetzt hoffen wir auf die Unterstützung des Bundes und der Nato, die Monostrukturen in Grafenwöhr mit einem alternativen Arbeitsplatzangebot zu durchbrechen“. Die Schere zwischen dem Standortnachteil Grafenwöhrs und der wirtschaftlichen Vorteile durch den Truppenübungsplatz dürfe sich nicht zugunsten der Standortnachteile öffnen, warnte der Versammlungsleiter. Zum 44. Josefi-Frühschoppen begrüßte Knobloch neben acht Seppn ein „volles Haus“, unter ihnen MdL Tobias Reiß, Landrat Andreas Meier, Georg Girisch, Willi Neuser und Vertreter aus einigen CSU-Nachbarortsverbänden.
Die Themen, die der Gast aus Ingolstadt beim Josefi-Frühschoppen ansprach, waren vielfältig. „Die internationale Sicherheitspolitik blickt immer wieder nach Grafenwöhr“, wusste Reinhard Brandl und der Parlamentarier war davon überzeugt: „Die Amerikaner stehen zum Standort Grafenwöhr. Erst recht seit der Zunahme der internationalen Spannungen“. Brandl zeigte sich besorgt über die Verschärfung des neuen Ost-West-Konfliktes, den Russland verstärke, um den Westen und die Nato zu spalten. Beobachtungen aus der jüngsten Sicherheitskonferenz in München beunruhigen den Verteidigungsexperten. Es sei beängstigend, wie Russland sich seine eigene Realität zusammenzimmere und der Westen unterschiedlich über den Ernst der Lage denke. Gerade deshalb sei eine stärkere Präsenz der US-Army in Grafenwöhr zu begrüßen. Mit Blick auf die Krisenherde in der Welt und den zunehmenden Gefahren durch den Terrorismus verwies der Redner auf die Planungen des Bundes, weitere Sicherheitskräfte einzustellen.
Dann eröffnete der Abgeordnete ein neues Themenfeld. Reinhard Brandl sprach über die Herausforderungen der Zeit, verwies auf die Flüchtlingswellen aus dem Kosovo und befürchtete: „Wenn wir Wirtschaftsflüchtlinge aus Balkanländern nicht zurückschicken, verlieren wir in der Bevölkerung die Akzeptanz für unser Asylsystem“. Der CSU-Bundespolitiker plädierte deshalb dafür, die Abschiebeverfahren zu beschleunigen und gleichzeitig den Menschen Hilfe in ihren Heimatländern anzubieten.
Dann nutzt Brandl den Frühschoppen, um an Werte und Menschenrechte zu erinnern. „Wir erleben, dass sich die Gesellschaft aus falsch verstandener Toleranz von westlichen Werten entfernt“, urteilte der Abgeordnete. „Sogar Tischgebete werden in Zweifel gezogen, weil sich Andersgläubige diskriminiert fühlen könnten“, wusste der Redner. Die CSU sei die einzige Partei, die sich dieser Entwicklung entgegenstelle und christliche Wurzeln und Traditionen hochhalte.
Dann wird der Frühschoppen zu einem Bekenntnis zukunftsorientierter CSU-Politik. Keine neuen Schulden, Mütterrente, Gelder für Bildung, Forschung und Kommunen und das ohne Steuererhöhungen, es läuft im Staate. Dagegen verurteilt Brandl Bestrebungen der Linken, die Erbschaftssteuer drastisch zu erhöhen. Für die Linken sei Erben leistungsloser Erwerb, verbunden mit der Spaltung in Arm und Reich. Im Verständnis der CSU sei jedoch Erben Anreiz zur Leistung. „Die Menschen arbeiten doch nicht nur, um ihr Geld selber auszugeben, sondern vor allem um die Startchancen ihrer Nachkommen zu verbessern“.
An diesen Feststellungen werde deutlich, wie wichtig es sei, dass die CSU mitregiere. Auch Kompromisse mit dem Koalitionspartner würden die Kernkompetenzen der CSU nicht ändern, versicherte Brandl, der schließlich noch das Thema einer komplizierten Energiewende streifte, an die Ergebnisse des Energiedialogs von Ilse Aigner erinnerte und am Ende die Griechen dazu aufrief, selbst zuzupacken. Die Hilfe der Partner setze die Bereitschaft zur Selbsthilfe voraus, bewertete Reinhard Brandl eine „griechische Tragödie“. Die Frühschoppen-Gäste applaudieren, vom CSU-Mann aus Ingolstadt, so schien es, fühlten sich die Besucher verstanden.
Die Weißwürste warteten schon, als Landtagsabgeordneter Tobias Reiß zusammenfasste: „Zuhören, Nachdenken, Entscheiden, wie der hl. Josef“, das seien die Rezepturen, wenn es bei Verhandlungen um die Interessen Grafenwöhrs gehe. Tobias Reiß sprach von Gedankenspielen über eine mögliche Natoeinrichtung in Grafenwöhr. „Insgesamt können wir mit der Behördenverlagerung in unserem Wahlkreis zufrieden sein“, urteilte Reiß und Landrat Andreas Meier zog nach knapp einjähriger Koalition auf Landkreisebene die kurze Bilanz: „Im Landkreis ist alles in Ordnung“. Nach einer Auflistung des Investitionsprogrammes sah Meier den Landkreis bei der CSU und ihrem SPD-Koalitionspartner in guten Händen. Ebenfalls in „gute Hände“ legte Bürgermeister Edgar Knobloch das Truppenübungsplatz-Buch. Die Geschichte des militärischen Übungsgeländes wird den Verteidigungsexperten Reinhard Brandl bestimmt interessieren.