Wenn erst einmal Josefi ist, so endet auch der Winter gwiss. Naja, das Wetter spielte am Wochenende noch nicht so ganz mit. Gute Laune war dennoch angesagt, auch wenn der Josefi-Tag seit dem Jahr 1968 kein gesetzlicher Feiertag mehr in Bayern ist. Dann wird eben am Sonntag drauf gfeiert, sagte sich die Grafenwöhrer CSU und kreierte einfallsreich einen Josefi-Frühschoppen.
Jetzt erst recht heißt es seit 45 Jahren bei herzhaften Gugel-Weißwürsten, knusprigen Brezen und einer Maß Freibier. Und die Musik? Ja die wird in Form virtuoser Festreden kredenzt. Dieses Jahr war es Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die alle Besucher und selbstverständlich auch die Josefs, Seppn und Josefas in ihren Bann zog. Doch nicht nur die beliebteste Politikerin Bayerns, so Bürgermeisterin Anita Stauber und protokollarisch zweitwichtigste Person des politischen Bayernlandes begeisterte. Schon die charmante Begrüßung machte Lust auf mehr als Weißwürste und Gerstensaft. Geschickt verstand es Anita Stauber, eine erwartungsfrohe „Hundertschaft“ und den Ehrengast von den Vorzügen Grafenwöhrs zu überzeugen und die Präsidentin gleichzeitig höflich aber bestimmt mit den Anliegen und den „Stimmungen“ bei Gefechts- und Fluglärm nahe der Soldatenstadt vertraut zu machen. Beifällig nickten weitere Ehrengäste. Zu ihnen zählten Landtagsabgeordneter Tobias Reiß, Vize-Landrat Albert Nickl, Ehrenmitglied Johann Hutzler, der Dießfurter Altbürgermeister und Ehrenbürger Hans Römisch und einige Kommunalpolitiker.
Zum allgemeinen Erstaunen begann der Ehrengast seine „Stamm-Würz-Rede“ durchaus tonsicher mit einem „zum Namenstag viel Glück“. Dann erzählte Barbara Stamm leutselig von vielen Josefi-Traditionen, gratulierte einem freudestrahlenden Hans Römisch nachträglich zum 90. Geburtstag mit einem Flascherl Boxbeutel und rief danach den Kommunalpolitikern als Credo bürgernaher Politik zu: „Seit’s mir ja bei die Leut“. Unter Bürgernähe verstand Barbara Stamm ein vertrauensvolles Verhältnis zu leistungsbereiten Menschen aufzubauen. Die Menschen müssten das Gefühl bekommen, dass die Politik Leistung anerkenne.
Wenn der Ministerpräsident das Gesicht der Politik ist, so ist Barbara Stamm das Herz und die Seele, das jedenfalls wird im Laufe des Vormittags deutlich. Und auch, warum Barbara Stamm so tickt. Als Erzieherin, als Mutter dreier Kinder und mit Tochter Claudia Mama einer „grünen“ Landtagsabgeordneten. Aber zu Hause werde immer getrennt zwischen Familie und Politik, verriet sie ein offenes Familiengeheimnis. Ihr besonderes Steckenpferd war schon immer die Familie. Die Politik müsse besonders den jungen Familien Antworten geben, damit diese ihre Aufgaben wahrnehmen können, betont sie. Barbara Stamm outet sich als „flammende Befürworterin“ des Betreuungsgeldes. „Verstärkt wollen sich viele junge Familien ihren Kindern widmen“. Deshalb stehe der Staat in der Mitverantwortung, die Voraussetzungen für längere Eltern-Kind-Zeiten zu schaffen. Als selbstverständlich betrachtet Stamm deshalb die Wahlfreiheit zwischen Betreuungsgeld und Krippenbetreuung. Es dürfe nicht ein entweder oder geben, sondern ein sowohl als auch, befand die Landtagspräsidentin. „
Kritisch beleuchtet Barbara Stamm die Globalisierungswelle. Eine Entschleunigungs-Strategie der Menschen wäre hilfreicher, sagt sie. Welche Fragen die CSU-Familie bewegen, darauf gab Barbara Stamm als stellvertretende Parteivorsitzende klare Antworten. „Wir stehen zur Kanzlerin“, erklärte sie und forderte einen Vertrauensvorschuss für das Ergebnis des Flüchtlingsgipfels. Die Unterstützung sei allerdings nicht uneingeschränkt.
Mit Blick auf die Flüchtlingspolitik kann die Präsidentin die Sorgen vieler Bürger verstehen. Kritiker unsortiert in eine rechte Ecke zu stellen, sei der falsche Ansatz. Unmissverständlich stellte die Rednerin fest: „Wir brauchen eine Begrenzung der Flüchtlingsströme, nur dann kann Integration gelingen“.
Noch einmal stand der Hl. Josef im Mittelpunkt der Feier. Landtagsabgeordneter Tobias Reiß urteilte: „Keiner lebt die Werte des Josef besser nach, als die Landtagspräsidentin“. Der Dreiklang Hören, Verstehen und Handeln vereinige sich bei Barbara Stamm zum harmonischen Ganzen. Symbolik hatte deshalb auch das kleine Geschenk des Abgeordneten. Tobias Reiß überreichte einen geschnitzten Hl. Josef aus dem Klosterladen aus Waldsassen. Der Gastgeber überreichte interessante Lektüre. CSU-Vizechef und Stadtverbandsvorsitzender Gerhard Mark hatte das Truppenübungsplatzbuch von Autor Gerald Morgenstern im Gepäck. Das Schlusswort gehörte traditionell einem Sepp. Die Weißwürste warteten schon, als Josef Neubauer gewohnt direkt „den Senf zu die Würst“ lieferte. Dann durften auch die Gläser klingen mit einem Prosit auf das Herz und die Seele bayerischer Politik und zum Wohle auf aller Josefs, Seppn und Josefas.