(Bericht von Stefan Neidl) Am Josefstag werden alle so benannten geehrt. Bei der CSU passiert dies traditionell am Josefi-Frühschoppen mit oft bekannten Rednern. Diesmal war Staatsministerin Ulrike Scharf zu Gast und stellte sich den Fragen.
Der Josefi-Frühschoppen gehört zu den wichtigsten Veranstaltungen der CSU Grafenwöhr. Regelmäßig kommen dort Landespolitiker wie einst Barbara Stamm oder Albert Füracker als Gäste und erzählen von der großen Politik, hören sich aber auch die Anliegen der ländlichen Region an. Pandemiebedingt pausierte der Event nun aber seit 2019.
Umso mehr freute sich Ortsvorsitzende Anita Heßler mit Ulrike Scharf gleich wieder eine hochrangige Figur zum insgesamt 49. Josefi-Frühschoppen in Grafenwöhr begrüßen zu dürfen. Bürgermeister Edgar Knobloch brannte auch so manches Thema unter den Fingern und die Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales war da eine willkommene Ansprechpartnerin.
Konkret interessierte sich das Stadtoberhaupt über Programme zum Betreuten Wohnen. Diese seien immer wieder aufgenommen und wieder zerschlagen worden. Weiter ging es ihm um den Ganztagsbetreuungsanspruch für Schüler und den Fachkräftemangel bei Betreuern. Knobloch lud Scharf außerdem ins Mehrgenerationenhaus in der frisch sanierten Stadthalle ein und wollte über die Zukunft deren Förderungen Bescheid wissen.
Dies konnte die Staatsministerin schnell bejahen: „Mehrgenerationenhäuser werden weiter gefördert.“ Das Konzept sei ihr schon bekannt und sie habe sich solche schon anderswo angesehen. Zum Betreuten Wohnen stellte Scharf klar: „Wir alle brauchen irgendwann Pflege. Ich glaube das Betreute Wohnen muss ein Baustein sein, um auch im Alter ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.“
Eine große Baustelle ist für Scharf der Ganztagsbetreuungsanspruch. „In Bayern sind bereits 55 Prozent von 266.000 Grundschülern in Betreuung. Ich bin der Meinung, Kinder sind bei ihren Eltern am Besten aufgehoben. Aber die Nachfrage nach Plätzen wächst, auch weil Eltern heutzutage zwei Einkommen nötig haben.“
Kommunen sollen unterstützt werden, um Plätze zur Verfügung zu stellen. Dabei sollten freie Gebäude genutzt werden. Ein großes Problem ist aber wie in vielen Branchen der Fachkräftemangel – für ihren Vorstoß mehr Quereinsteiger ohne die passende Ausbildung zur Betreuung einzusetzen war Scharf Gegenwind ins Gesicht geschlagen. Sie sieht eine Verschärfung des Problems: „Viele ausländische Fachkräfte kehren ins ihre Heimat zurück. 2025 erfolgt die Rückkehr zum G9-Abitur, dann fehlt da ein ganzer Jahrgang.“
Scharf will an ihrem Konzept festhalten. Das Angebot für Quereinsteiger werde gut angenommen, es sollen aber auch mehr Studienplätze für soziale Berufe entstehen: „Wir müssen neue Ergebnisse ständig evaluieren und das Problem miteinander anpacken.“
In einem Landtagswahlkampfjahr geht es natürlich nicht ohne Landes- und Bundespolitik und so bezog Scharf auch Stellung unter anderem zu den Klagen gegen die Wahlrechtsreform und den Länderfinanzausgleich, die Sozialreform um das Bürgergeld, Gendern, Abtreibungen, Klimaklebern, dem Sanierungszwang von Häusern und dem Verbot von Heizungen. Scharf sah große grundsätzliche Unterschiede zu den linken Parteien über die Auslegung von Staat und Bürgern. Sie warb für den bayerischen Weg: „Leben und leben lassen.“
Bei dieser Gelegenheit stellten sich die Landtagskandidaten Stefanie Dippl aus Pressath und Tirschenreuths Landrat Roland Grillmeier vor. Traditionell gehört das Schlusswort am Josefi-Frühschoppen dem ehemaligen Stadtrat Josef Neubauer. Dieser hatte eine klare Meinung zum Umgang mit dem Wolf, die er der Jägerin Scharf mitteilte.
Sonst zeigte er sich begeistert von der Staatsministerin und warnte vor einer linken Ideologie: „Die Linken wollen sich einen Staat erziehen, der ihren Vorstellungen entspricht. Nur hat der Staat dann irgendwann kein Volk mehr.“